Was ist Palliativ Care / Palliativpflege?

Was ist Palliativ Care / Palliativpflege?

Inhaltsverzeichnis: 

WHO-Definition von Palliativversorgung

Palliative Care ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit lebensbedrohlichen Krankheiten konfrontiert sind, durch Prävention und Linderung von Leiden durch frühzeitige Erkennung und einwandfreie Beurteilung und Behandlung von Schmerzen und anderen körperlichen, psychosozialen und spirituellen Problemen.

Kurze Stichpunkte rundum die Palliativversorgung:

  • bietet Linderung von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen
  • bejaht das Leben und betrachtet das Sterben als einen normalen Prozess
  • zielt weder darauf ab, den Tod zu beschleunigen noch hinauszuzögern
  • integriert die psychologischen und spirituellen Aspekte der Patientenbetreuung
  • bietet ein Unterstützungssystem, das den Patienten hilft, bis zum Tod so aktiv wie möglich zu leben
  • bietet ein System zur Unterstützung der Familie bei der Bewältigung der Krankheit des Patienten und des eigenen Verlusts
  • nutzt einen Teamansatz, um auf die Bedürfnisse der Patienten und ihrer Familien einzugehen, einschließlich Trauerbegleitung, falls angezeigt
  • die Lebensqualität verbessert und auch den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann
  • ist bereits in einem frühen Stadium der Krankheit anwendbar, in Verbindung mit anderen lebensverlängernden Therapien wie Chemooder Strahlentherapie, und schließt die Untersuchungen ein, die zum besseren Verständnis und zur Bewältigung belastender klinischer Komplikationen erforderlich sind

Die Kernprinzipien der Palliativpflege umfassen:

  1. Linderung von Schmerzen und belastenden Symptomen: Die Palliativpflege zielt darauf ab, unangenehme Symptome zu lindern und den Patienten so viel Komfort wie möglich zu bieten.
  2. Befürwortung des Lebens und Normalisierung des Sterbeprozesses: Palliativpflege betrachtet das Leben als wertvoll und den Sterbeprozess als einen natürlichen Teil des Lebenszyklus.
  3. Vermeidung von beschleunigtem oder unnötigem Hinauszögern des Todes: Die Palliativpflege zielt darauf ab, weder den Tod zu beschleunigen noch unnötig hinauszuzögern.
  4. Ganzheitlicher Ansatz mit psychologischer und spiritueller Betreuung: Neben der medizinischen Versorgung betont die Palliativpflege auch die psychologische und spirituelle Unterstützung der Patienten.
  5. Förderung aktiver Lebensgestaltung bis zum Tod: Die Palliativpflege strebt danach, den Patienten dabei zu helfen, aktiv und sinnvoll zu leben, solange es möglich ist.
  6. Unterstützungssystem für Patienten und Familien: Die Palliativpflege bietet ein umfassendes Unterstützungssystem, das Patienten und ihren Familien hilft, mit der Krankheit und dem Verlust umzugehen.
  7. Teamansatz für individuelle Bedürfnisse: Ein interdisziplinäres Team arbeitet zusammen, um die spezifischen Bedürfnisse von Patienten und Familien zu erfüllen, einschließlich Trauerbegleitung, wenn erforderlich.
  8. Positive Auswirkungen auf Lebensqualität und Krankheitsverlauf: Die Palliativpflege kann die Lebensqualität verbessern und positiven Einfluss auf den Verlauf der Krankheit nehmen.
  9. Anwendbarkeit bereits in frühen Krankheitsstadien: Die Palliativpflege kann bereits früh im Krankheitsverlauf angewendet werden, auch in Verbindung mit anderen lebensverlängernden Therapien wie Chemotherapie oder Strahlentherapie. Sie umfasst auch Untersuchungen zur Bewältigung komplexer klinischer Herausforderungen."

Wo beginnt Palliativversorgung/Palliativpflege?

Die Anwendung von Palliativpflege tritt üblicherweise in Kraft, sobald eine Krankheit nicht mehr heilbar ist und das Hauptziel der Behandlung darin liegt, die bestmögliche Lebensqualität des Patienten zu bewahren und zu steigern. Palliativpflege kann somit in sämtlichen Phasen einer schwerwiegenden Krankheit in Erwägung gezogen werden, nicht bloß im unmittelbaren Zeitraum vor dem Lebensende. Palliativpflege kann sowohl in Einrichtungen mit stationärer Betreuung wie Hospizen oder Palliativstationen als auch im vertrauten häuslichen Umfeld praktiziert werden. In diesen Fällen stellen spezialisierte Teams von Fachleuten, inklusive Ärzten, Pflegepersonal, Sozialarbeitern und Seelsorgern, dem Patienten und seiner Familie Unterstützung zur Verfügung. Dabei liegt der Fokus auf einer umfassenden Betreuung des Patienten, die seine physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse berücksichtigt.

Elisabeth Kübler-Ross hat nach vielen Jahren der Forschung die 5 Phasen des Sterbens beschrieben.

- Nicht-Wahrhaben-Wollen

Erfahren Patienten eine schlimme Prognose, reagieren sie häufig mit Schock, Verleugnung, Empfindungslosigkeit und/oder körperlichen Beschwerden. Die Patienten befinden sich in einer Schockphase, die eine Schutzreaktion der Psyche ist. Hier gilt es für die Angehörigen, abzuwarten und dem Betroffenen kein Gespräch aufzudrängen. Die Wünsche des Patienten sollten in jedem Fall berücksichtigt werden, auch wenn diese schwer auszuhalten sind.

- Zorn

Nach dem ersten Schock brechen meist Emotionen wie Aggressionen, Wut, Zorn und Schuldzuweisungen aus. Manchmal treten diese Emotionen auch unterschwellig auf und äußern sich darin, dass man es dem Patienten nicht recht machen kann. Dieses kann die Angehörigen sehr belasten. Angehörige sollten sich bewusst machen, dass diese Reaktionen nicht gegen sie persönlich gerichtet sind, sondern zum Verarbeitungsprozess des Betroffenen gehören.

- Verhandeln

Der Patient beginnt, mit sich selbst, mit Ärzten, mit dem Schicksal und mit Gott zu verhandeln. Er erhofft sich durch eine gute Kooperation eine längere Lebensspanne. Es kann auch sein, dass er Wünsche äußert, die den Angehörigen völlig unrealistisch erscheinen. Wichtig ist, dem Betroffenen einerseits nicht die Hoffnung zu nehmen, andererseits zu vermeiden, falsche Hoffnungen zu wecken.

- Depressionen

Hat der Betroffene realisiert, dass er sterben wird, kann dies mit Depressionen, Ängsten und Trauer einhergehen. Er betrauert die Verluste, die er durch die Erkrankung erleiden muss: Verlust körperlicher Integrität, Verlust persönlicher und beruflicher Chancen, Verlust von nicht Nachholbarem und Wünschen, die er sich in gesunden Tagen nicht erfüllt hat. In dieser Phase ist es sehr wichtig, zuzuhören und dem Betroffenen dadurch Entlastung zu bieten. Übermäßiges Trösten wird hingegen oft als Signal verstanden, den Redefluss unterbrechen zu wollen, und sollte daher vermieden werden.

- Zustimmung

In der Phase der Akzeptanz hat der Betroffene sein Schicksal angenommen und es tritt ein ruhiger, fast gefühlloser Zustand ein. Der Gesprächsbedarf nimmt ab, der Blick ist nach innen gerichtet und das Verlangen, Besuch zu bekommen, nimmt ab. Dies darf nicht als Ablehnung missverstanden werden. Die Helfenden sind nun als stille Teilnehmer gefordert. Kleine Gesten, z.B. am Bett sitzen und die Hand halten, können nun wichtig sein. Dem Sterbenden sollte nach Möglichkeit das Gefühl vermittelt werden, dass es in Ordnung ist, wenn er jetzt geht.

Warum sollten der Patient und seine Angehörigen Palliativpflege in Erwägung ziehen?

Palliativpflege sollte in Betracht gezogen werden, um die Lebensqualität von Patienten mit ernsten oder fortschreitenden Erkrankungen zu optimieren. Hier sind einige Argumente, weshalb Sie Palliativpflege in Erwägung ziehen sollten: Schmerz- und Symptomkontrolle: Das Team der Palliativpflege kann Schmerzen und andere Symptome mildern, die im Zusammenhang mit der Krankheit auftreten, um das Wohlbefinden des Patienten zu steigern. Ganzheitliche Betreuung: Palliativpflege richtet sein Augenmerk auf die Gesamtheit des Patienten, einschließlich seiner physischen, emotionalen und spirituellen Bedürfnisse. Unterstützung für Angehörige: Die Versorgung durch das Palliativteam kann ebenfalls Unterstützung für Angehörige bereithalten, um Ihnen bei der Betreuung des Patienten zu helfen und den Umgang mit dem Lebensende zu bewältigen. Erhaltung der Lebensqualität: Palliativpflege kann dazu beitragen, dass der Patient die bestmögliche Lebensqualität während seiner verbleibenden Zeit erfährt. Unterstützung bei Entscheidungen: Das Team der Palliativpflege kann sowohl dem Patienten als auch seinen Angehörigen Unterstützung bei bedeutenden Entscheidungen bieten, einschließlich medizinischer Behandlungen und Pflege am Lebensende. Insgesamt vermag Palliativpflege dazu beizutragen, den Komfort, die Würde und die Selbstbestimmung des Patienten in der Endphase seines Lebens zu bewahren und zu steigern.